Echo Moskwy

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Das Logo des Senders
Chefredakteur Alexei Wenediktow im Interview mit US-Außenministerin Hillary Clinton im Oktober 2009

Echo Moskwy (Эхо Москвы, dt. Echo Moskaus) ist ein russischer Hörfunksender aus Moskau. Echo Moskwy stammt aus der Glasnost-Zeit. Als in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow 1990 erstmals nichtstaatliche Medien zugelassen wurden, gründete eine Gruppe von Journalisten mit einem Startkapital von 150.000 Rubel Echo Moskwy. Die erste Sendung wurde am 22. August 1990 ausgestrahlt. Auf die Sendelizenz Nummer eins ist der Radiosender noch heute stolz.

Chefredakteur von Echo Moskwy ist Alexei Wenediktow.[1] 66 Prozent der Aktienanteile hält die Gazprom-Media Holding[2], eine Tochtergesellschaft der Gazprombank[3], die wiederum über die Aktiengesellschaft „Lider“ von der Bank Rossija kontrolliert wird. Der Rest der Anteile gehört den Redaktionsmitgliedern. Das Redaktionsstatut schreibt vor, dass der redaktionelle Kurs des Senders ausschließlich vom Chefredakteur bestimmt wird.

Marktanteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Zahl der Hörer von Echo Moskwy schätzt man auf 650.000 in der russischen Hauptstadt und eineinhalb Millionen in den Regionen (Stand: August 2005). „15 Jahre haben ausgereicht, um aus dem Sender eine der wichtigsten Stimmen des Landes zu machen“, schreibt die Berliner Zeitung. Unter den Moskauer Sendern ist Echo Moskwy die Nummer 10 mit einem Marktanteil von etwa 5 %, russlandweit bringt er es auf einen Höreranteil von etwa 2 % (damit Nummer 13 der Radiostationen Russlands; Angaben des Russischen Ministeriums für Presse, Funk, Fernsehen und Massenmedien).

Einschätzung der Unabhängigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Echo Moskwy ist der einzig verbliebene landesweite Rundfunksender, der noch nicht vom Kreml beherrscht wird, sondern unabhängige Berichterstattung liefert im Rahmen der bekannten und durch Selbstzensur eingehaltenen Einschränkungen. Der auf Umweltthemen spezialisierte Journalist Grigori Pasko sagte in Bezug auf die Unabhängigkeit des Senders:

„Es wird Echo Moskwy erlaubt zu existieren. Damit die Regierung etwas vorweisen kann, wenn die Frage aufkommt, ob es in Russland unabhängige Medien gibt. Es gibt mit der Nowaja Gazeta auch eine freie Zeitung. Aber es gibt keinen Fernsehsender, der wirklich kritisch berichtet. Das wäre auch zu viel des Guten, denn der Großteil der Bevölkerung wird über das Medium Fernsehen erreicht und manipuliert.“

Grigori Pasko[4]

Der Chefredakteur sagte anfangs Oktober 2017 zur Medienunabhängigkeit:

„Es gibt noch drei Medien, die nicht vom Kreml kontrolliert werden.“

Interview mit Alexei Wenediktow von Ilja Asar[5]

Ende Oktober 2017 äußerte sich Wladimir Putin zu Echo Moskwy wie folgt:

„"Echo von Moskau" arbeitet mit Staatsgeld - so etwas gibt es in keinem anderen Land der Welt. Können Sie sich in Europa eine solche Radiostation vorstellen oder in den (Vereinigten) Staaten? Unmöglich.“

Wladimir Putin[6]

Nach der Auffassung von Dekoder.org bietet Echo Moskwy

„nach allgemeiner Einschätzung eine unabhängige Berichterstattung, interviewt oppositionelle Politiker und verbreitet auch solche Stimmen, die in den Sendern mit großen Reichweiten nie zu hören sind, wie etwa Alexej Nawalny, Yevgenia Albats oder Viktor Schenderowitsch. Der Sender lässt aber auch viele weniger kritische Stimmen zu Wort kommen, etwa den Journalisten Maxim Schewtschenko oder den Schriftsteller Sergej Schargunow.“[7]

Dekoder.org weist darauf hin, dass Echo auch in einige Skandale geraten sei, die die Unabhängigkeit des Mediums zumindest teilweise infrage stellten. So habe es Hinweise gegeben, dass es in Einzelfällen eine Abstimmung mit staatlichen Stellen gegeben habe, bevor heikle Inhalte veröffentlicht wurden. Der Mitbegründer von Echo, Sergej Korsun, habe den Sender mit folgender Begründung verlassen: „Der Organismus funktioniert noch, doch das Gehirn ist schon tot.“[8][7]

Empfang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In vielen Städten der Russischen Föderation ist Echo Moskwy auf UKW zu hören:

Stadt Frequenz (MHz) seit
Abakan 71,06 (OIRT-Band) 2001
Barnaul 69,11 (OIRT) 2003
Irkutsk 69,5 (OIRT) 1999
Ischewsk 105,3 1998
Jaroslawl 106,5 2005
Jekaterinburg 91,4 1998
Kasan 105,8 2003
Lipezk 105,6 2008
Machatschkala 105,2 2005
Moskau 73,82 (OIRT)
91,2
1990
Nischnewartowsk 107,0 2008
Nowotscherkassk 68,63 (OIRT) 2007
Orenburg 101,3 2004
Omsk 105,0 1999
Orsk 104,1 2008
Pensa 107,8 2005
Pereslawl-Salesski 106,0 2005
Perm 91,2 2000
Rostow am Don 69,44 (OIRT)
100,7
1997
2005
Rybinsk 103,5 2005
Samara 99,1 2003
Sankt Petersburg 91,5 1999
Saratow 105,8 1998
Sarow 67,94 (OIRT) 2008
Selenogorsk (Sibirien) 71,06 (OIRT) 2001
Serow 67,94 (OIRT) 1998
Syktywkar 107,3 geplant
Tambow 101,4 2006
Tjumen 72,44 (OIRT) 1998
Toljatti 107,9 2000
Tomsk 105,0 2004
Tscheljabinsk 70,70 (OIRT)
99,5
1999
Tula 106,9 2006
Twer 107,2 2005
Uchta 105,0 2003
Ufa 91,10 2005
Ulan-Ude 102,8 2008
Wladikawkas
Beslan
102,8 2000
Wolgograd 101,1 2007
Wologda 105,7 2000

Außerhalb Russlands ist Echo Moskwy terrestrisch auch in Riga (seit 2000, auf 102,7 MHz UKW) und Chicago (seit 1998, auf 1.330 kHz Mittelwelle) zu empfangen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Katja Tichomirowa: „Der letzte unabhängige Sender. Radio Echo Moskwy trotzt seit 15 Jahren dem Kreml“. In: Berliner Zeitung, 22. August 2005. (Online-Version)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Echo Moskwy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. CEOs of Companies - Alexey A. Venediktov Echo of Moscow Editor-in-Chief (Memento vom 12. September 2014 im Internet Archive)
  2. ОАО «Газпром-Медиа Холдинг» (Memento vom 18. April 2015 im Internet Archive)
  3. Дочерние и зависимые компании (Memento vom 17. April 2015 im Internet Archive)
  4. „‚Warum schreibt ihr nicht, was ich sehe?‘ Der russische Journalist Grigori Pasko über Abhängigkeit und Käuflichkeit der Presse unter Putin“. In: Berliner Zeitung, 20. August 2007.
  5. Die Aufgabe, „Echo Moskwy“ als eigenständige Station zu zerstören, hat sich nicht verändert, Nowaja Gaseta, 2. Oktober 2017
  6. Sitzung des Rates für die Entwicklung der Zivilgesellschaft und der Menschenrechte vom 30. Oktober 2017 auf der Webseite des Russischen Präsidenten
  7. a b [1]
  8. bez-durakoff.livejournal.com