Warum sich Beauty-Unternehmen in Tech-Konzerne verwandeln
Zugegeben, ich sehe gut aus: makelloser Teint, perfekt getuschte Wimpern, sexy Lidstrich, dunkelrote Lippen. Wie ein „Girl-Boss“. So nennt sich zumindest der Make-up-Look, der mir vom Display meines Handys entgegenstrahlt. Die App des Kosmetikhändlers Douglas hat ihn mir virtuell aufgelegt. In Wahrheit sitze ich völlig ungeschminkt am Schreibtisch im Homeoffice.
Schrill wird es, als ich die taiwanesische App Youcam öffne: Wie wäre es mit Feuerwerk-Lidschatten in explosiven Neontönen passend zu Silvester? Meine Haare kann ich per Make-up-Kamera in Echtzeit in Regenbogenfarben tauchen. Im schnellen Wechsel lasse ich mein Gesicht „exquisit“, „rauchig“, „bildschön“ aufleuchten. Augmented Reality fürs Ego. Mein Akku geht schnell in die Knie.
Solche Beauty-Mirror-Features als reine Spielerei mit der Eitelkeit abzutun, wäre dennoch falsch. Im Milliardengeschäft mit der Schönheit wissen Hersteller und Händler genau, was sie tun. Sie haben Technologien von Augmented Reality bis 3D-Druck als Umsatztreiber und Wettbewerbsvorteil entdeckt. Ihr Einsatz soll das Image der Marke stützen, erklärt Susanne Arnoldy, Handelsexpertin bei der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft PWC. Auf dem deutschen Markt etwa sei bei Kosmetik kein großes Wachstum mehr zu holen. Stattdessen gehe es um die Verteidigung von Marktanteilen beziehungsweise darum, der Konkurrenz welche abzujagen.
Die weltgrößte Technikmesse CES in Las Vegas nutzen inzwischen auch Anbieter von L’Oréal bis Procter & Gamble zum jährlichen Schaulaufen. Sie überbieten sich regelrecht beim öffentlichkeitswirksamen Einsatz von künstlicher Intelligenz, um ihre Produkte den Kunden – bis in die letzte Pore – auf den Leib zu schneidern. Datengetriebene Personalisierung, am besten mit einem Schuss Gamification, lautet die neue Erfolgsformel. Längst nicht alles spielt sich dabei im virtuellen Raum ab.
L’Oréal lässt in Drogeriefilialen schlaue Minifabriken Foundation wie Wandfarbe im Baumarkt individuell für den jeweiligen Kunden mischen. Die Palette umfasst mittlerweile 22.000 Schattierungen. Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble bringt dieses Jahr einen mit Kameratechnik ausgestatteten Make-up-Drucker auf den Markt. Wie ein smarter Tipp-Ex-Roller soll er Hautunebenheiten korrigieren. Kostenpunkt: umgerechnet rund 540 Euro.
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Ich meine, warum denn eigentlich nicht? Ästhetik und Schönheitspflege machen jedes Jahr Milliardenumsätze, investiert in KI-Entwicklungen ist das doch nur ein Gewinn.