Trendreport

Warum sich Beauty-Unternehmen in Tech-Konzerne verwandeln

Augmented Reality fürs Ego: Welche Lippenstiftfarbe steht mir am besten? Welcher Make-up-Look passt zu mir? Nude? Girl-Boss? Beauty-Mirror-Features wie hier in der Douglas-App sollen Kunden die Entscheidung beim Kauf von Kosmetikprodukten erleichtern und die E-Commerce-Umsätze ankurbeln. (Abbildung: Shutterstock / Becky Starsmore, t3n)

Lesezeit: 8 Min.
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Virtuelles Make-up und durch KI optimierte Pflegeprodukte – Konzerne wie L’Oréal und Beauty-Startups stellen heute mehr als Cremes und Shampoos her. Sie verwandeln sich in Tech-Unternehmen. Und meinen es ernst.


Zugegeben, ich sehe gut aus: makelloser Teint, perfekt getuschte Wimpern, sexy Lidstrich, dunkelrote Lippen. Wie ein „Girl-Boss“. So nennt sich zumindest der Make-up-Look, der mir vom Display meines Handys entgegenstrahlt. Die App des Kosmetikhändlers Douglas hat ihn mir virtuell aufgelegt. In Wahrheit sitze ich völlig ungeschminkt am Schreibtisch im Homeoffice.

Schrill wird es, als ich die taiwanesische App Youcam öffne: Wie wäre es mit Feuerwerk-Lidschatten in explosiven Neon­tönen passend zu Silvester? Meine Haare kann ich per Make-up-­Kamera in Echtzeit in Regenbogenfarben tauchen. Im schnellen Wechsel lasse ich mein Gesicht „exquisit“, „rauchig“, „bildschön“ aufleuchten. Augmented ­Reality fürs Ego. Mein Akku geht schnell in die Knie.

Solche Beauty-Mirror-Features als reine Spielerei mit der Eitel­keit abzutun, wäre dennoch falsch. Im Milliardengeschäft mit der Schönheit wissen Hersteller und Händler genau, was sie tun. Sie haben Technologien von Augmented Reality bis 3D-Druck als Umsatztreiber und Wettbewerbsvorteil entdeckt. Ihr Einsatz soll das Image der Marke stützen, erklärt Susanne Arnoldy, Handelsexpertin bei der Beratungs- und Prüfungs­gesellschaft PWC. Auf dem deutschen Markt etwa sei bei Kosmetik kein großes Wachstum mehr zu holen. Stattdessen gehe es um die Verteidigung von Marktanteilen beziehungsweise darum, der Konkurrenz welche abzujagen.

Hauptsache künstliche Intelligenz und höchstpersönlich: Kosmetik­konzerne weltweit setzen auf hochpreisige Beauty-Gadgets. Procter & Gamble schickt im Sommer 2020 den smarten ­Make-up-Drucker Opté ins Rennen. (Abbildung: Procter & Gamble)

Die weltgrößte Technikmesse CES in Las Vegas nutzen inzwischen auch Anbieter von L’Oréal bis Procter & Gamble zum jährlichen Schaulaufen. Sie überbieten sich regelrecht beim öffentlichkeitswirksamen Einsatz von künstlicher Intelligenz, um ihre Produkte den Kunden – bis in die letzte Pore – auf den Leib zu schneidern. Datengetriebene Personalisierung, am besten mit einem Schuss Gamification, lautet die neue Erfolgsformel. Längst nicht alles spielt sich dabei im virtuellen Raum ab.

Individueller Luxus

L’Oréal lässt in Drogeriefilialen schlaue Minifabriken ­Foundation wie ­Wandfarbe im Baumarkt individuell für den jeweiligen ­Kunden mischen. Die ­Palette umfasst mittlerweile 22.000 Schattierungen. Der Konsum­güterkonzern Procter & ­Gamble bringt dieses Jahr einen mit Kamera­technik ausgestatteten ­Make-up-Drucker auf den Markt. Wie ein smarter Tipp-Ex-Roller soll er Haut­unebenheiten korrigieren. Kostenpunkt: umgerechnet rund 540 Euro.

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Ein Kommentar
Martin Dewald
Martin Dewald

Ich meine, warum denn eigentlich nicht? Ästhetik und Schönheitspflege machen jedes Jahr Milliardenumsätze, investiert in KI-Entwicklungen ist das doch nur ein Gewinn.

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