Die Zeitgleichung
Die Sonne bewegt sich nicht ganz gleichmäßig über den Himmel, ihre Geschwindigkeit unterliegt jahreszeitlichen Schwankungen. Die Zeitgleichung zeigt diese Schwankungen – und erklärt so, warum der späteste Sonnenaufgang nicht zur Wintersonnenwende stattfindet.
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Spätester Sonnenaufgang ≠ Wintersonnenwende
Der späteste Sonnenaufgang des Jahres findet nicht am kürzesten Tag des Jahres statt.
©iStockphoto.com/buxtree
Wahre vs. mittlere Sonnenzeit
Es gibt zwei Arten von Sonnenzeit:
- Die wahre Sonnenzeit orientiert sich an der tatsächlichen Länge eines Sonnentages – also der Zeit von einem Sonnenhöchststand (wahrer Mittag) zum nächsten. Da die Länge dieser Zeitspanne jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, ist die wahre Sonnenzeit nicht ganz konstant. Je nach Jahreszeit vergeht sie etwas schneller oder etwas langsamer.
- Die mittlere Sonnenzeit ignoriert diese natürlichen Schwankungen und richtet sich nach der Länge eines durchschnittlichen Sonnentages. Dieser Zeitstandard ist also konstant.
Die Schwankungen der wahren Sonnenzeit entstehen, weil sich die Erde auf einer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne befindet und ihre Achse im Vergleich zu ihrem Orbit geneigt ist. So bewegt sich, von der Erde aus gesehen, die Sonne mal etwas schneller, mal etwas langsamer über den Himmel.
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Zeitgleichung beschreibt Abweichung
Je nach Jahreszeit entsteht so zwischen der wahren und der mittleren Sonnenzeit eine gewisse Abweichung. Anfang November ist die Diskrepanz am größten: Dann steht die Sonne etwa 16 Minuten “zu früh” im Zenit, Sonnenuhren verkünden also um 11:44 Uhr mittlerer Sonnenzeit schon den Mittag.
Anders herum verhält es sich etwa im Februar. Dann gehen Sonnenuhren etwa 14 Minuten nach und zeigen um 12:14 Uhr erst auf die 12.
Dieser Verlauf wird meist grafisch mittels eines Kurvendiagramms veranschaulicht, bei dem die x-Achse den Jahresverlauf repräsentiert, während die y-Achse die zu erwartenden Abweichungen zwischen wahrer und mittlerer Sonnenzeit in Minuten anzeigt.
Unter Berücksichtigung der Angaben kann man so die Ungenauigkeit von Sonnenuhren ausgleichen – deswegen der Name: Zeitgleichung.
Spätester Sonnenaufgang ≠ Wintersonnenwende
Die Schwankungen des Sonnenlaufs haben mitunter kuriose Folgen. So fällt weder der späteste Sonnenaufgang noch der früheste Sonnenuntergang auf den kürzesten Tag des Jahres, die Wintersonnenwende.
Beispiel Berlin: Hier findet im Jahr 2019 der früheste Sonnenuntergang am 13. Dezember statt, der späteste Sonnenaufgang am 30. und 31. Dezember. Die Wintersonnenwende ist jedoch am 22. Dezember.
Derselbe Effekt ist während der Sonnenwende im Juni auf der Südhalbkugel zu beobachten, wie die folgende Übersicht zeigt:
Verlgeich: Berlin und Sydney 2019
Stadt | Wintersonnenwende | Spätester Sonnenaufgang | Frühester Sonnenuntergang | Link |
---|---|---|---|---|
Berlin | 22. Dez. 2019 | 30. / 31. Dez. 2019 8:17 Uhr MEZ | 13. Dez. 2019 15:52 Uhr MEZ | Sonnenzeiten im Dez. in Berlin |
Sydney | 22. Juni 2019 | 30. Juni / 1. Juli 2019 07:01 Uhr AEDT | 12. / 13. Juni 2019 16:52 Uhr AEDT | Sonnenzeiten im Juni in Sydney |
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Dezember: Sonnenzeit wird immer langsamer
Der Grund für diese Abweichung: In der zweiten Dezemberhälfte ist die wahre Sonnenzeit der mittleren Sonnenzeit ein paar Minuten voraus. Dies ist auch während der Wintersonnenwende noch der Fall. Der Knackpunkt: Der Zeitvorsprung nimmt in dieser Jahreszeit rapide ab. Gegen Ende Dezember fällt die wahre Sonnenzeit dann sogar einige Minuten hinter die mittlere Sonnenzeit.
Die Zeitpunkte des Sonnenaufgangs und -untergangs werden entsprechend verzerrt.
- Der früheste Sonnenuntergang findet ein paar Tage zu früh statt, da der Zeitvorsprung der wahren Sonnenzeit Mitte Dezember größer ist als zur Sonnenwende.
- Der späteste Sonnenaufgang findet nach der Sonnenwende statt, weil sich dieser Trend auch nach dem kürzesten Tag des Jahres fortsetzt.
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